Jetzt muß ich auch mal etwas zum Jugendwahn (siehe z.B.: MO-Leserbriefe) zum Besten geben.
Da raspele ich doch gestern gepflegt durch den Harz. Den Ärger um die MV und deren Öldruckwackler habe ich noch nicht ganz verschluckt, um mich dennoch auf das Moto (in diesem Fall also eine Duc, wer hätte jemals gedacht, dass diese Italienerin als Ausgeburt der Zuverlässigkeit beschrieben werden darf?) zu setzen und anschließend die Höhen zu erobern. Sieben - bis achthundert Meter ü.N.N. sollten ja immer drinstecken, was sich allerdings auch in den Temperaturgraden bemerkbar macht. Lasche 10 Grad am Nachmittag sind nicht der Bringer, dafür ist allerdings die Straße von (grün-weißen, oder waren die jetzt schon blau?) Geflickten frei und es lässt sich - nach einer Inspektionsrunde - gepflegt am Gashahn zupfen.
Das muß man den Ducs an dieser Stelle lassen: während ich bei dem 4-Zylinder-Tier drehen muß, bis der Notarzt kommt, gehe ich bei der Bologneserin im vierten bei 120 ans Gas und lasse den Wald rauschen. Gänsehaut. Warm ums Herz. Fuck die 10-Grad-Grenze!
Jedenfalls ist die kurzweilige Runde nach etwas mehr als einer Stunde Saft = > Kraft beschaulich und ohne Widerworte ausgeklungen. An der Kaiserpfalz, wo schon vor tausend Jahren die „Herrscher“ gepflegt abhingen, vertilge ich routinemäßig „mein“ Pizzabrot und genieße die letzten warmen Sonnenstrahlen des Abends.
Fast schon Urlaub, das!
Auf dem Rückweg schleiche ich vorsichtig (bollernd) durch die Altstadt, an einer kleinen Gruppe Moppeds vorbei. Die Jungs warten am Straßenrand – auf was?? Wer weiß das schon. Ich grüße die coole Gang. Das mache ich schon aus Prinzip, schließlich fahren Motos genug herum und als Jungamann war ich schließlich auch immer stolz wie O., wenn mich die big boys als vollwertiges Mitglied des “Geheimbundes der Jäh-Rollenden auf öffentlichen Strassen“ anerkannten. Uahh.
Jedenfalls wird die Ampel vor mir rot. Und plötzlich stehen drei plus ein (Mo-)Kick neben mir. Frech grinsend (kein Visier) blinzeln sie rechts und links neben mir stehend auf die „S“. Ich klappe meinen Augenwindschutz nach oben, frage (na??, alles grün?) und ernte: wieder ein verschmitztes Grinsen. Möchte gerne Gedanken lesen können, und zwar jetzt sofort! Fehlt nur noch, dass sie mir den Schlüssel klauen. Hi, hi. Jedenfalls genießen sie den Glanz und Klang der Großen: die Mokicks sind nämlich aus, wie ich bei dem Lichtwechsel der Ampelanlage feststelle.
Es müssen übrigens Mofas oder so gewesen sein (gibt es die überhaupt noch???), ich sah sie nach dem Abbiegen erst nach zweihundert Metern im Rückspiegel wieder.
Was ich damit sagen will??? Momentan lese ich überall über unsere bundesdeutsche Vergreisung. Auch die Klientel der Mototreiber wird grauhaariger, softer, genügsamer, technikhöriger. Aha.
Den Jungs (und Mädels??) gestern war das alles ziemlich egal. Die waren einfach nur fasziniert. Wie ich, damals, vor zwanzig Jahren. Und wollten vielleicht auch nur mit dem (großen?) alten Indianer mitfahren/spielen.
Irgendwie höre ich das Nachsummen des Motorengeräusches unter den visierfreien Helmen der Vier noch heute im Büro.....!
Und grinse!
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