Murphy`s Gesetz – oder wie man einen Sonntag auch verbringen kann....
Dies ist die chronologische Geschichte eines Mannes, der auszog, mit anderen Rittern ein paar Sträßcken außerhalb der ausgewiesenen Pfade zu erobern und im Laufe des Tages mit einigen Überraschungen konfrontiert wurde!
Nach einer kurzen Nacht (!) klingelt gegen 6.30 Uhr der Wecker: allerdings bin ich mir nicht wirklich sicher, ob das Wetter hält, nachdem es in der Nacht
- nicht geregnet
hat und der Himmel leicht bewölkt ist. Gegen 8 Uhr ruft „Jack“ kurz durch und fragt, wie es im Harz ausschaut. Nicht wirklich sicher bezüglich der zu erwartenden „Wetter“kapriolen berichte ich ihm vom aktuellen Stand, worauf er seine Teilnahme zusagt.
Gegen 9 Uhr heißt es, sich langsam vorzubereiten. Um ehrlich zu sein rechne ich nicht mit mehr als fünf „Italienern“, da doch Einige ihr Erscheinen von der Witterung abhängig machten (und die vorgestrige Voraussage im Fernsehen im sonntäglichen Tagesverlauf eine relativ hohe Regenwahrscheinlichkeit prognostizierte).
In der Garage steht das falsche Moto. Die Blinker funzen nicht und der Kindersitz ist montiert (eine lustige Variante - wahrscheinlich fahren nicht viele Brutale in dieser Form herum), so dass ich noch schnell die Duc aus der Garage hole.
Ziemlich pünktlich am Berg angekommen, erblicke ich die erste Überraschung des Tages. Nicht weniger als 13 italienische Motos (Benelli, Bimota, Cagiva, MV, Ducs, Aprillias) erwarten mich (!?!) und ich bin – mit der weitesten Anreise (7 Minuten) - der letzte Mohikaner. Oha!
Nachdem wir noch kurz auf Nachzügler gewartet haben, macht sich die Meute auf dem Weg.
Geplant ist eine Tour nach Stolberg im Harz. In Hasselfelde wird ein kurzen Halt zum Tanken eingelegt und anschließend geht es weiter Richtung Osten. Allerdings nicht auf direktem Weg, da sich durch einige Umleitungen (und Baustellen/aufgefräste Straßen) Umwege nicht vermeiden lassen.
Noch mal Entschuldigung an die Sportlerfraktion – ich habe mit Euch mitgelitten.
Nun leuchtet auch bei mir die Anzeige und am Wendepunkt der Strecke fahren wir erneut eine Tanke an. Gemeinsam mit 2-3 Anderen füllen wir die Spritfässer auf und starten nach Stolberg. So der Plan! Zündschlüssel eingesteckt, Starterknopf gedrückt – pfff. Keine Cockpitanzeige mehr. Eine böse Ahnung erhuscht mich. Nachdem ich noch alleine versuche, das Moto irgendwie zu starten, kommen schon die Ersten zu Hilfe.
Wir checken die Sicherungen und den Schlüssel, entledigen die Verkleidung der Roten, denken und rätseln – doch kein Versuch hilft der Diva auf die Sprünge.
Auch mein Mechanix (am Sonntag!, danke Robert) hat außer dem Rechner (Fehlerauslese) und einem Relais keine weiterführende, telefonische Idee. Es wird irgendwie schwüler, hier im Osten. Leider kann ich die Duc nicht in der Waschhalle der Tankstelle abstellen, so dass ich die Rote draußen am „Luftdrücker“ stehen lassen muß.
Robert rät mir, den „codierten“ roten Schlüssel zu nutzen, welcher natürlich zu Hause deponiert ist. Ich bitte also meine geliebte Geliebte, mir auf der Hausstrecke ein wenig (am Ende 50 Kilometer) entgegen zu kommen (vielen Dank meine Süße, wie überhaupt an alle Helfer und Geduldigen an dieser Stelle).
Somit finde ich mich auf dem Rücksitz einer Cagiva Raptor wieder, und ein völlig neues Fahrgefühl schleicht sich ein: meine letzte Soziusfahrt liegt ca. 22 Jahre zurück!
Selbstverständlich führt nicht der direkte Weg nach Stolberg zur verdienten Mittagspause, eine Umleitung erfordert mal wieder eine Planänderung.
In Stolberg angekommen, kann ich mich nun leider nicht um die Freunde kümmern und leihe mir stattdessen die Cagiva (auch hier noch einmal herzlichen Dank an meinen italienischen Fratello) und fahre meiner Besten entgegen.
Zurück in Stolberg, nehmen nun einige den direkten Weg nach Hause, während eine kleine Gruppe erneut den (Um-)Weg zur Tanke sucht. Wegen einer weiteren Baustelle (!!) kommen wir allerdings in den Genuß der angekündigten geheimen Hausstrecke und erreichen bald die wartende Duc. Ich nehme den “roten“ Schlüssel: die Diva redet immer noch nicht mit mir. Ratlosigkeit macht sich unter uns breit. Als letzten Versuch wollen wir uns noch einmal die Sicherungen vornehmen, die wir bereits beim ersten Mal (ohne Befund) in Augenschein genommen hatten. Dieses Mal nun tauschen wir sie durch und: das Cockpit erstrahlt in neuem Glanz. Nur starten, dass will die Dicke immer noch nicht. Ein letzter Anruf beim Mechanix (Batterie entkoppeln) und Anschiebeversuche bringen uns ebenfalls nicht weiter, bis uns nun die gelbe Warnleuchte und das Code-Zeichen im Cockpit darauf hinweisen, dass spätestens jetzt der Fehlerspeicher auszulesen ist und offensichtlich die Wegfahrsperre neu codiert werden muß!(??)
Die Rückfahrt erfolgt nun auf einer Brutale und bereits nach fünf Kilometern kann ich erahnen, was meine Mädels auf der MV erleidet: ich bekomme Krämpfe in der Hüfte (!!!) und die Abgase wärmen meinen Rücken. Dass die Luftzirkulation (Sozius) in der Lederjacke auch ganz anders funktioniert, stelle ich ebenso bald fest.
Auf dem Heimweg umrunden wir die Regenwolke und überholen das zweite Mal die gleiche Harley. Sollte ich vielleicht doch so ein Eisenschwein .......
Und außerdem: ich finde das alles ganz schön peinlich, so als „Tourguide“ hinten drauf, denke ich so heimlich vor mich hin!
Zurück im schönen, aber bevölkerungstechnisch alten Harzburg, telefoniere ich ein halbes Dutzend mal mit einigen Freunden, die gegen 8 Richtung „Netzkater“ unterwegs sind und mir ggf. beim Verladen behilflich sein können.
Eine Pajero ist schnell organisiert (Danke Zwille und Diddi), der Hänger und Spanngurte ebenso. Schnell noch eine Dusche zur Erfrischung und los geht es. Gegen 18 Uhr sammle ich die Family ein und wir machen einen kleinen Ausflug: in den Osten!
Um halb acht erreichen wir die Primadonna und die Dorfjugend hilft mir beim Verladen. Entgegen der ursprünglichen Aussage, hat die Tanke noch geöffnet, obwohl doch eigentlich um sechs Schluß sein sollte!?!
Ich habe vier Spanngurte, benötige allerdings nur drei zum Befestigen. Schon sind wir wieder unterwegs zum „Netzkater“, wo mir die Jungs bestätigen, dass alles schön verzurrt ist. Alles wird gut!
Auf dem Weg zurück fahren die „Wilden“ an uns vorbei und ich sehe mich schon beim Abladen der Maschine.
Zwanzig Kilometer vor dem Ziel passiert dann, was wohl nur im schlechten Film noch fehlt: in einer Kurve reißt ein Gurt und die Duc fällt um. Langsam rolle ich an einer stationären Blitzanlage (!) aus und begutachte das Moto. Wir Menschen sind belastbar und leidensfähig, denke ich so!
Nachdem nun der letzte verbliebene Gurt verbraucht wurde, erreichen wir unser Ziel. Meine Jungs können es auch nicht fassen und helfen beim Abladen.
Es ist 22 Uhr. Ich tanke schließlich noch den Pajero voll, habe dies zumindest vor. Nur lässt sich der Tanköffnungsmechanismus im Dunkeln (eine Entriegelung, versteckt im „Nirwana des schwarzen Nichts“ unterhalb des Lenkrades) selbstverständlich nicht ohne Weiteres (10 Minuten-Suche) entdecken.
Dreiviertel elf fahre ich durchgeschwitzt mit der MV auf den Hof. Die Dusche ruft zum dritten Mal am heutigen Tag. Pünktlich um elf sitze ich vor dem Fernseher.
Kurz vor zwölf fällt der Herr Doctor aus.
Ich schließe das Fenster.
Es beginnt
- zu regnen.
A.501
PS: beim Verfasssen dieser Zeilen merke ich diesen Sonntag in meinen Knochen (auch: Muskelkater): irgendwie werde ich wohl älter!
Motofahren aber könnte ich schon heute wieder!
PS²: die erste Panne mit einer Duc geschah nach „vier“ Bologneserin (10 Jahre) und insgesamt 7.500 pannenfreien Kilometern auf der S!